Cherophobie

Angst vor Glück aufgeben

Cherophobie – Angst / Panik vor dem Glück? Warum kann man Glücksangst haben?

Der Mensch will glücklich sein – warum haben manche Angst vor dem Glück?

Cherophobie heißt wörtlich aus dem Altgriechischen übersetzt: Furcht vor Glück – im Englischen „Fear of Happiness.“ Die Idee von einer angeblichen Erkrankung (Angst vor Glück) geistert durch die Medien und durch psychotherapeutische Praxen.

Es gibt keine verlässlichen Zahlen dazu, wie viele Menschen mit der Diagnose Depression ebensogut auf die Diagnose Glücksfurcht passen würden. Wie auch?

So lange der Mensch davon ausgeht, negative Gefühlswelten würden auf ein Fehlen der Fähigkeit von Glücksempfinden hindeuten, sieht er so gut wie jedes Phänomen durch die Störungsbrille. Das ist ein Fehler.  

Cherophobie? Es läuft der Menschennatur zuwider, sich Freude nicht zu gönnen. 

Es ist dem Menschen angeboren, nach Glück zu streben. Er will Unglück und somit auch negative Gefühle vermeiden. Der Mensch sucht Glücksmomente und natürlich nicht Misserfolge oder Bestrafung. Deshalb ist es eine grundweg widersinnige Idee, von einer Krankheit oder Störung mit dem Namen Cherophobie (Angst vor Glück) auszugehen.

Diese Internetseite ist dazu da, das Phänomen der vermeintlichen Angst oder Furcht vor Glück völlig neu zu betrachten. Außerdem geht es hier darum, die durchaus nachvollziehbaren Vorbehalte gegenüber dem Empfangen von Glück aufzulösen.

Vor dem Glück hat niemand Angst 

Wer Glück verspürt, kann ein Gefühl der Dankbarkeit nicht unterdrücken. Dankbare Menschen haben selten Angst, denn Dank vertreibt die Angst. Es geht also nie und nimmer um eine Angst konkret vor dem Glück selbst.

Woran also kann es liegen, dass Menschen sich beim Gedanken an Glück fürchten?

Die Erfahrung aus vielen Sitzungen systemischer und hynposystemischer Therapie zeigt es: Viele Menschen haben tief in sich verankerte, negativ wirkende Überzeugungen.
Solche Überzeugungen können Teil einer Lebenshaltung sein, in der traurige Gesetze gelten:

  • Dir geht es wohl zu gut? Haben Sie so eine Frage schon mal gehört?
  • Warte ab, es kann ganz anders kommen.
  • Das kann auch ganz schnell wieder weg sein
  • Wie gewonnen, so zerronnen
  • Zu schön, um wahr zu sein.

Speziell die Kriegsgeneration, die Kriegskinder und Kriegsenkel tragen die psychischen Wunden und Ängste der Bombenhagel in sich. Im Krieg konnte es immer zu Luftangriffen kommen. In so einem Fall war aus heiterem (glücklichem) Himmel alles vorbei. Sie mag es sinnvoll und sicher erscheinen, zu viel Freude erst gar nicht aufkommen zu lassen, wenn sich ohnehin so schnell wieder alles eintrüben kann. Es ist daher ein Fehler, von einer Krankheit namens Cherophobie zu sprechen.

Bei Cherophobie geht es nicht um „Glücksgene“

Glücksgene gibt es nicht. Es gibt Faktoren, die das Glück wahrscheinlicher werden lassen – und solche, die es eher ausschließen. Zu diesen Faktoren zählt die Haltung zum Leben. Menschen mit der Diagnose einer Phobie, die Cherophobie heißt, haben schlechte Karten. Bis ihnen jemand auseinandersetzt, dass Cherophobie ein Platzhalter für ein Psychiatrie-Versäumnis ist, verbunden mit einem grundsätzlichen Irrtum:

Viele Menschen befürchten das Eintreten schlimmer Ereignisse, sobald sie sich sorglos und unbeschwert fühlen. So, als müssten sie nachher einen Preis dafür bezahlen. Diese Grundannahme über das eigene Leben ist zwar traurig – aber sie ist keine Krankheit. Es ist ein Irrtum, Menschen über eine schwerwiegende Diagnose wie Phobie vor dem Glück zu Kranken erklären zu dürfen, um sie dann mit vermeintlichen Therapien aus ihrer Krankheit zu befreien. Glück zu Freude werden zu lassen, das geht ohne den Umweg einer Krankheitserfindung. 

Woran kann es liegen, dass sich eine Angst vor Glück – oder ein Vorbehalt gegenüber dem Glück entwickelt?

Wie immer sind es auch bei der sogenannten Cherophobie hinderliche Verbindungen (Assoziationen), die zu Irrtümern führen. „Wer es öfter oder auch nur einmal besonders eindrucksvoll erlebt hat, dass nach einem schönen Erlebnis eine große Enttäuschung kommt, setzt die Enttäuschung beim Glück voraus. Die Person wird also vermeiden, die Enttäuschung noch einmal zu erleben. Da das Glück und die Enttäuschung aber mindestens einmal zusammen oder kurz nacheinander auftraten, vermeidet der Mensch (unbewusst) lieber gleich beides.

Das vermeintliche Vermeiden von Glück ist also tatsächlich eine hochkompetente Leistung (!), keine Störung. Es kommt eben hier wie immer im Leben auf den Zusammenhang (Kontext) an. Die emotionale Verbindung von Sehnsucht nach Freude, Hoffnungslosigkeit und Misstrauen führt zu einer Vermeidungshaltung. Lieber gar kein Glück als ein brüchiges Glück. 

Cherophobie – weitverbreitete Irrtümer 

Psychiater und Psychologen bezeichnen Cherophobie als Angst vor guter Laune, Frohsinn und Glück und Fröhlichkeit. Wer sich auf Störungen spezialisiert, findet sie unter dem Begriff Angststörung. Der Cherophobiker (wenn man diesen Menschentyp überhaupt so bezeichnen wollte) meidet demnach Gelegenheiten, bei denen Fröhlichkeit und Lustigkeit zu erwarten sind. Paraden, Feste, Feiern, Karneval, Partys. Feiern, Feste, Fasching, Partys. Landläufig bezeichnet man Menschen, denen Cherophobie unterstellt wird, auch als Personen, die „zum Lachen in den Keller gehen“. Eine so anmaßende wie abwertende Bemerkung.

Wie kann man die Cherophobie behandeln?

Wie eben erwähnt, ist das, was als Cherophobie bezeichnet wird, keine Krankheit oder Störung. Das Phänomenbild der „Angst vor Glück“ weist auf eine unbewusste Verbindung hin. Glück und Schmerz (Verlust des Glücks) sind eng miteinander verbunden. Sobald diese Verbindung bewusst wird, kann sie bereits nicht mehr im Dunkel wirken und schaden.

Der Mensch mit der Diagnose Glücksangst kann sich sagen:

Ich weiß, dass es in meinem Gehirn neuronale Verbindungen gibt, die bisher jedes Glück wie unter Vorbehalt zuließen. Jetzt kann ich zusätzliche neuronale Verbindungen in Auftrag geben und mich dabei erleben, wie ich nach und nach Glück erlebe und den Moment der Freude aushalten kann. Ohne den Moment festhalten zu wollen.

Klassifikation Cherophobie laut ICD-10

In der Klassifikation der ICD-10 (Diagnoseklassifikationssystem der Medizin) wird die Cherophobie als spezifische Phobie mit F40.2 eingeordnet.

Lesen Sie hierzu diesen Artikel: Aus Angst vor dem Glück wird Freude am Glück.

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